«Technische Hilfsmittel geistiger Arbeit» Lochkarten in der Dokumentation

In einem Text mit dem Titel «In Formation: Aufstieg und Fall der Tabelle als Paradigma der Datenverarbeitung» entwickelt der Kulturwissenschaftler Markus Krajewski eine beispielhafte Geschichte der Formalisierung von Daten.[1] Als grundlegenden Paradigmenwechsel in der «Hegung, Bändigung oder Kontrolle» von Datenströmen beschreibt er dabei den Übergang von der Kartei- zur Lochkarte: Ein Übergang von Schriftzeichen zu binär codierte Zahlenwerten. Damit steht die Lochkarte, auf der fast die gesamte kommerzielle Datenverarbeitung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fusste, am Anfang der elektronischen Datenverarbeitung unserer Zeit.[2] Vor diesem Hintergrund möchte die vorliegende Arbeit nach der Geschichte einer Verwendung von Lochkartenverfahren zur Literaturverwaltung im Kontext der Dokumentationsbewegung der 1950er und 1960er Jahren fragen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Situation in der Schweiz.

Von der Kartei- zur Lochkarte

Die Lochkarte kann als Sonderform der Karteikarte verstanden werden. Die Kartei beschreibt Walter Porstmann in seinem 1928 erstmals erschienenen Standardwerk Karteikunde als etwas, das sich aus dem ungebundenen Buch heraus entwickelt habe.[3]Der Hauptvorteil der Kartei gegenüber dem Buch besteht laut Porstmann in der Beweglichkeit der einzelnen Blätter. Diese Beweglichkeit erlaube ein stetiges Neugruppieren der Seiten. Ein solches würde mittels der Markierung ganzer Kategorien durch Beschneiden, Anecken oder Kerben erleichtert. Folgt man Markus Krajewski, waren es diese Praktiken der visuellen Markierung, die den allmählichen Übergang von einer rein manuellen zu einer mechanisierten Kartei einleitete.[4] Der entscheidende Faktor bei diesem Übergang war eine zunehmende Formalisierung, die neben dem Format der Karteikarten – nur eine streng normierte Grösse garantierte eine problemlose Misch- und Sortierbarkeit –, in erster Linie die Organisation der Information auf der Fläche betraf. Informationen liessen sich einfacher wiederfinden, wenn man sich beim Beschreiben der Karten an gewisse Konventionen hielt und die betreffenden Informationen stets an derselben Stellen notierte. Diese Entwicklung vollzog sich nicht nur in der Geschäftswelt und Verwaltung, wo Karteien vielfältig im Einsatz waren, sondern auch in den Bibliotheken, wo die Kartei in Form des Zettelkatalogs Ende des 19. Jahrhunderts vielerorts den althergebrachten Bandkatalog abgelöst hatte.[5] Die Lochkarte signalisiert einen Endpunkt dieser Entwicklung. In Kombination mit einer radikalen Reduktion der Zeichen erlaubte sie mit der Entwicklung der Hollerithmaschine erstmals eine maschinelle Verarbeitung von Information. [Abb. 1] Für dieses Umschlagen fand Walter Porstmann den Begriff der «Gedankenumstülpung»:

«Wir brauchen an dreißig verschiedene Buchstaben und Tausende von Wörtern, um uns in gewöhnlicher Schrift verständlich zu machen. Die Maschine arbeitet dagegen nur mit einem Loch von drei Millimeter Durchmesser: für 30 Buchstaben und ihre zahllosen Verbindungen – ein einziges Loch und Lochreihen! Hier liegt die Gedankenumstülpung, die wir vornehmen müssen. [...] Die Vielfalt, die durch Buchstaben und Wörter gegeben ist, wird durch die Ausdehnung der Papierfläche ersetzt. Jeder Punkt der Fläche hat einen ganz bestimmten Sinn.»[6]

Im Zentrum der 1886 von Hermann Hollerith zur Bearbeitung von statistischen Daten entwickelte Maschine stand eine Zähl- und Sortiervorrichtung für Lochkarten. Diese bestand im wesentlichen aus drei Teilen: einer «Abfühleinrichtung», Zählwerken und einem Sortierkasten. Als Abfühleinrichtung diente ein Kasten mit federnd gelagerten Abfühlstiften. Diejenigen Abfühlstifte, die durch die Löcher einer Karte traten, tauchten in hinter der Karte befindliche Quecksilbernäpfchen ein und schlossen auf diese Weise die Stromkreise für die Schaltmagnete der jeweiligen Zähler. Je nach Vorhandensein bestimmter Löcher in der Karte wurde so das eine oder andere Zählwerk einen Schritt weitergeschaltet und gleichzeitig auch der Sortierkasten beeinflusst: das einem bestimmten Zähler zugeordnete Sortierfach wurde geöffnet und die jeweils ausgewertete Karte in das geöffnete Fach gelegt.[7] Auf diese Weise war die Hollerithmaschine in der Lage grosse Mengen statistischer Daten auszuwerten.

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Abb. 1: Die Hollerith-Maschinenlochkarte in ihrer ursprünglichen Form

Der erstmalige Grosseinsatz erfolgte bei der Auswertung des U.S. Census im Jahr 1890. Es heisst, die Hollerithmaschine habe die für den Census 1880 noch in Jahren bemessene Auswertungszeit auf wenige Wochen verkürzt.[8] Holleriths bahnbrechende Erfindung wird gemeinhin mit Joseph Marie Jacquards lochbandgesteuertem mechanischen Webstuhl von 1805 sowie den theoretischen Überlegungen Charles Babbages in Verbindung gebracht.[9] Krajewski verweist in diesem Zusammenhang auch auf den Beitrag des Arztes und Bibliothekars John Shaw Billings.[10] Billings, der spätere erste Direktor der New York Public Library,  riet Hollerith, der mit für seine Maschine ursprünglich mit Papierstreifen experimentiert hatte, zur Verwendung von stapelbaren Karten. Mit der Kopplung von Lochschrift und Karte wurde dasjenige Element eingeführt, auf dem die Maschine als Ganzes aufbaut.[11] Wenn die Lochkartentechnik ihre Entstehung also auch teilweise bibliothekarischem Wissen verdankt, so kam es in den ersten Jahrzehnten allerdings kaum zu Berührung zwischen dieser neuen Technik und dem Bereich der Bibliothek. Der Einsatz der teuren Maschinen blieb grösstenteils auf die Bevölkerungsstatistik und den Einsatz in Grossbetrieben beschränkt.[12]

Dokumentation als «Organisation geistiger Arbeit»

In Deutschland setzte in den späten 1920er Jahren zunehmend eine Diskussion um die Rationalisierung der sogenannten «geistigen Arbeit» ein. Dieser Begriff war um die Jahrhundertwende populär geworden und in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg vor allem von der Vereinigung «Die Brücke – Institut für die Organisierung der geistigen Arbeit» propagiert worden. Die Exponenten dieser Organisation verknüpften mit dem Begriff ein Verständnis von Arbeit, wie es dem Scientific management Frederick Winslow Taylors zugrunde liegt. Ein Verständnis, das zuallererst die optimierende Organisation derselben zum Ziel hat. Nach dem Willen der Brücke sollte das Prinzip der Prozesssteuerung von Arbeitsabläufen, wie es Taylor für den Bereich der Fabrikarbeit erarbeitet hatte, auch im Bereich der intellektuellen Tätigkeit zur Anwendung kommen.[13]

Um 1930 wurde die Forderung nach einer Rationalisierung der geistigen Arbeit zunehmend verknüpft mit der nach einer Übernahme der neuesten bürotechnischen Errungenschaften. So bemerkte beispielsweise Albert Predeek, Bibliotheksdirektor der Technischen Hochschule Berlin, zu diesem Thema, dass es immer die mechanischen Hilfsmittel seien, die am Anfang der Rationalisierung stehen.[14] Solche mechanischen Hilfsmittel hätten nun seit Jahren ihren Siegeszug durch die Büros und Betriebe des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens angetreten, seien aber in die wissenschaftlichen Institute noch wenig eingedrungen, «obgleich sie, in sinnvoller Art verwendet, auch hier ein ungemein dankbares Feld finden würden».[15]

Neben den technischen Fachbibliotheken, wie der von Predeek geleiteten Institution, waren es vor allem betriebliche «Literaturbüros» und «Nachweisstellen», die eine Technisierung bibliothekarischer Arbeitsverfahren anstrebten. Diese Spezialbibliotheken waren gegründet worden, um einen stetig wachsenden Bedarf nach technischer Fachinformation zu befriedigen. In diesem Kontext etablierte sich schliesslich die Dokumentation als spezialisierte Tätigkeit der Erschliessung oder Auswertung bibliografisch unselbständiger Literatur.

Das zentrale Hilfsmittel für die angestrebte rationelle Organisation des Dokumentationsmaterials in Spezialbibliotheken wurde die von Paul Otlet und Henri La Fontaine erarbeitete Universale Dezimalklassifikation (DK). Bei der DK handelte es sich um eine Modifikation der von Melvil Dewey 1876 als Aufstellungssystematik entwickelten Dezimalklassifikation für Bibliotheken. Deweys System beruhte auf der Idee einer Klassifikation des Wissens in Form eines Stellenwertsystems auf der Basis der Zahl 10. Die erste Dezimale teilt das Wissen in Klassen von 0-9. Jede weitere Dezimale dient als spezifizierende Unterteilung der vorangegangenen Klasse. Diese Aufteilung sollte einen zielsicheren Zugriff auf in Büchern gespeichertes Wissen erlauben. Otlet und La Fontaine erweiterten das System beträchtlich und machten aus der Aufstellungssystematik ein inhaltserschliessendes Instrument. Durch die Einführung kombinatorischer und syntaktischer Elemente wurde das streng monohierarchische Dewey’sche System flexibler und ausdrucksfähiger.[16]

Für Otlet und La Fontaine war die Universelle Dezimalklassifikation nichts weniger als eine numerisch codierbare Nomenklatur aller menschlichen Kenntnisse. Mit ihrem 1895 in Brüssel gegründeten Institut International de Bibliographie (IIB) verfolgten sie das mehr als ehrgeizige Ziel einer Biografie der gesamten Bücherproduktion aller Zeiten und Nationen. Sie träumten von der Schaffung eines «Weltzentrum des Wissens», als wichtigem Schritt hin zu einem friedensbringenden «Menschheitsbewusstsein». Auch der Begriff der Dokumentation stammt aus diesem Zusammenhang. Otlet benutzte den aus der juristischen Praxis stammenden Begriff 1907 erstmals um einem erweiterten Verständnis bibliografischer Arbeit gerecht zu werden.[17] Im Laufe der 1920er Jahre richtete sich das weiterhin stark vom pazifistisch-internationalistischen Gedankengut ihrer Gründer geprägte IIB zunehmend pragmatischer und auch dezidiert dezentral aus.[18] Aus dem internationalen Institut wurde 1937 ein Dachverband unabhängiger nationaler Organisationen, die Fédération Internationale de Documentation (FID).[19]

Auch wenn das IIB für die Dokumentationsbewegung noch lange Zeit ein wichtiger Bezugspunkt war, war sie dennoch weniger durch die idealistischen Konzepte von Otlet und La Fontaine geprägt, als durch die Impulse aus Laboratorien, Werkstätten und Büros erhielt.[20] Eine wichtige Konstante der Dokumentationsbewegung blieb bei aller Veränderung lange Zeit die DK als zentrales Mittel der Organisation von Wissensinhalten.

In Deutschland war es der 1917 zum Zwecke der Vereinheitlichung im Rüstungswesen gegründete Deutsche Normenausschuss (DNA), der von der Normung von Werkzeugen und Maschinenteilen zur Normung der literarischen Hilfsmittel kam. So war es denn auch der 1927 gegründete Fachnormenausschuss für Bibliotheks-, Buch- und Zeitschriftenwesen im DNA, der sich 1929 erfolgreich um die Herausgabe einer deutschen Fassung der DK bemühte.[21] Im Mai 1941 wurde unter massgeblicher Beteiligung dieses Fachnormenausschusses die Deutsche Gesellschaft für Dokumention (DGD) gegründet. In den Kriegsjahren bestand die Hauptaufgabe dieser Organisation vor allem in der Beschaffung und schnellen Auswertung ausländischer Fachliteratur und dem effektiven Bereitstellen der Ergebnisse für den militärischen, wissenschaftlichen und industriellen Sektor.[22]

In der Schweiz gehen die Anfänge der Dokumentationsbewegung auf das vom Biologen und Harvard-Absolventen Herbert Haviland Field 1895 gegründete Concilium Bibliographicum zurück, einen internationalen Literaturdienst für Zoologie und angrenzende Wissenschaften, der eng mit dem IIB in Brüssel zusammenarbeitete.[23] 1929 wurde mit dem Ziel die existierenden Spezial- und Betriebsbibliotheken zu organisieren die Schweizerische Kommission für Literaturnachweis gegründet. An ihre Stelle trat 1939 dann die Schweizerische Vereinigung für Dokumentation (SVD).[24]

Lochkarten in der Dokumentation

Der früheste Hinweis für eine Beschäftigung mit der Möglichkeit eines Einsatzes von Lochkarten zur Literaturverwaltung findet sich 1917. In einem Text über die Arbeit des IIB, wo der Autor, Julius Hanauer, zwischen 1908 und 1910 gearbeitet hatte, findet sich der Gedanke, einer möglichen Nutzung von Hollerithmaschinen bei der Selektion von dezimal klassifizierten Karteikarten.[25] Im Rahmen der Dokumentation waren es aber kaum Hollerithmaschinen, die zum Einsatz kommen, sondern vielmehr einfache, vorwiegend manuell zu bedienende Lochkartenverfahren. Diese wurden erstaunlicherweise erst entwickelt, als solche zur auschliesslich maschinellen Bearbeitung von Lochkarten bereits einige Jahrzehnte bekannt und in Gebrauch waren.

In der Karteikunde beschreibt Walter Porstmann 1928 ein solches System, dass er «Lochtab» nennt und das auf der Weiterentwicklung der vormals visuellen Ordnungsmittel Tab und Kerbe basiert. Die Funktionsweise des Lochtab beschreibt er wie folgt:

«Die Karte ist ringsum (auch unten) mit größeren Halbrundtaben versehen, die außerdem noch gelocht sind. Für eine gewisse Kartengruppe gilt ein bestimmter dieser Lochtabe, er bleibt stehen, bei den andern Karten wird er an dieser Stelle abgeschnitten. Will man nun aus den durcheinander geordneten Karten gerade diese Gruppe aussondern, dann steckt man eine Stange durch die Löcher dieser Tabreihe und hebt daran die Karten heraus oder schüttelt die andern ab. Zwangläufig wird die gewünschte Gruppe erfaßt.»[26]

Beim Lochtab handelte es sich also um Karteikarten mit einer vorgestanzten Lochreihe am Rand. Jeder Lochstelle konnte dabei ein Sachverhalt zugeordnet werden. Die Löcher der für eine Karte codierten Sachverhalte wurden zum Kartenrand hin geöffnet (gekerbt) und dadurch markiert. In heutiger Terminologie würde man bei diesem System von Randloch- bzw. Kerblochkarten sprechen.[27] [Abb. 2]

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Abb. 2: Halbschematische Darstellung des Sortiervorganges bei der Randloch- bzw. Kerblochkarte

Neben Randlochkarten kannte man in den 1920er Jahrem im deutschsprachigen Raum offenbar auch Systeme, bei deren Karten ein grosser Teil der Fläche mit vorgestanzten Lochungen versehen war, die zu Schlitzen erweitert werden konnten – sogenannte Schlitzlochkarten.[28] Mit einer solchen Schlitzlochkartei konnte man ohne weiteres nicht nur mit einem Stab nach Karten mit einem bestimmten Merkmal suchen, sondern auch mit mehreren Stäben gleichzeitig nach verschiedenen gemeinsamen Merkmalen. Für eine kumulative Selektion, eine Auswahl von nicht gemeinsam vorkommenden Merkmalen, sind mehrere Durchläufe nötig. In einer Schweizer Publikation aus dem Jahr 1930 wird unter dem Namen «Organos-Selector-Findex» für ein solches Schlitzlochkarten-System geworben.[29] [Abb. 3] Die «Sortier-Kartei» wird dabei beschrieben als «unentbehrlich für Zentral-, Kunden-, Lieferanten-, Personal-, Waren-Register, Propaganda, Kontrolle, Statistik und Nachforschungen».[30] Auch wenn der Begriff «Nachforschungen» offen für Interpretation ist, blieb die Verwendung dieses Systems offenbar auf den Geschäftsbereich beschränkt. Über eine Anwendung zur Verwaltung wissenschaftlicher Literatur ist zumindest nichts bekannt.

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Abb. 3: Selektionskasten für Schlitzlochkarten

Die ersten dokumentierten Versuche mit Randlochkarten im Bereich der Wissenschaft datieren auf Mitte der 1930er Jahre.[31] Es waren amerikanische Wissenschaftler, welche Randlochkarten erstmals zur Verwaltung von Forschungsdaten benutzten und die Funktionsweisen verschiedener Lochkartensysteme unter solchen Aspekten beschrieben. Der breitere Durchbruch der Lochkarte in der Verwaltung wissenschaftlicher Daten und Literatur ist schliesslich aber vor allem kriegsbedingten Forschungsprogrammen zu verdanken. Zumindest führten die amerikanischen Anstrengungen im Zweiten Weltkrieg nachweislich zu einer signifikanten Zunahme von Informationsspezialisten und vor allem zu einer Vielzahl innovativer Anwendungen auf diesem Gebiet.[32]

Eine der wichtigsten Innovationen in diesem Zusammenhang war 1944 die Nacherfindung der bereits 1915 patentierten Sichtlochkartei. Eine Sichtlochkarte war im Unterschied zu Schlitzloch- und Randlochkarte nicht Stellvertreter eines Dokuments, sondern eines Begriffs. Die Anzahl der Sichtlochkarten entsprach also jeweils der Anzahl der benötigten Begriffe. Eine einzelne Sichtlochkarte war mit einem Koordinatensystem mit 100 bis mehreren tausend Lochstellen bedruckt, deren Nummern fortlaufend nummerierten Dokumenten entsprachen. Eine Karte wurde also jeweils an der Stelle gelocht, deren Nummer dem Dokument entspricht, das dem Begriff zugeordnet wurde. Bei der Suche nach einer Begriffskombination wurden die entsprechenden Sichtlochkarten gezogen und übereinander gelegt. Die Nummern der Dokumente die alle gesuchten Begriffe enthielten, waren durch die in diesem Fall durchgehende Lochung sichtbar.[33] [Abb. 4]

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Abb. 4: Beispiel für die Auswahl von Sichtlochkarten

Der Vorteil der beschriebenen einfachen Lochkartenverfahren gegenüber konventionellen Steilkarteien bestand nicht nur in einer erheblichen Beschleunigung des Zugriffs auf die in ihnen gespeicherte Information, sondern auch in der Tatsache, dass man die Karteikarten nicht umzuordnen brauchte um sie auszuwerten, sondern dass, wie Porstmann schreibt, auch «durcheinander geordnete» Karten eine Auswertung erlaubten. Ein wiederholtes Sortieren, bzw. die Verwendung mehrerer Nadeln bei Schlitzlochsystemen, ermöglichte erstmals eine systematische postkoordinierende Suche, also eine Suche bei der die gesuchten Begriffe und Begriffskombinationen erst bei der Inhaltserschliessung entsprechend dem Inhalt des Dokuments als Indexterms zusammengeführt werden.[34] Auf diese Weise konnte mit solchen Systemen relativ flexibel auf unerwartete Fragestellungen reagiert werden. Neben der Schnelligkeit des Zugriffs war es dieser Aspekt, der die in erster Linie für Geschäftsanwendungen entwickelte Lochkartei auch für Wissenschaft und Forschung interessant machte.

In diesem Zusammenhang ist auch der amerikanische Informationswissenschaftler und Informatik-Pionier Calvin N. Mooers zu erwähnen, der zur abstrakten Beschreibung, wie zu einer gegebenen Anfrage aus einer Dokumentenkollektion Antwortdokumente bestimmt werden können, den Begriff «Information Retrieval» prägte. Mooers verwendete diesen Begriff im Zusammenhang mit einem von ihm geschaffenen Systems zur mechanischen Selektion von Randlochkarten, dass er zum Zweck der Literaturverwaltung entwickelt hatte. Mooers arbeitete dabei nicht mit einer bibliothekarischen Verschlagwortung, sondern mit kontrollierter Deskriptoren, was in Verbindung mit einem Booleschen Retrieval befriedigende Resultate zeitigte. Zu diesem Zweck hatte Mooers eine Methode entwickelt, die es erlaubte, eine grössere Anzahl solcher Deskriptoren mittels sich überlagernden achtstelligen Codes auf Randlochkarten zu speichern.[35]

Die erste englischsprachige Übersichtsdarstellung zum Thema Lochkarten, welche die neuen Anwendungsbereiche explizit miteinbezog, erschien 1951.[36] Kurz darauf setzte eine intensive Rezeption auch im deutschsprachigen Raum ein. Die ersten Artikel zur Lochkartentechnik erschienen in den Nachrichten für Dokumentation, dem seit Januar 1950 erscheinenden Organ der DGD und des Fachnormenausschusses für Bibliotheks-, Buch- und Zeitschriftenwesen im DNA. Den Auftakt machte im Januar 1952 ein Aufsatz des belgischen Chemikers W. R. Ruston mit dem Titel «Die Randlochkarte als Hilfsmittel für die wissenschaftliche Dokumentation».[37] Ruston beschäftigt in erster Linie Fragen der Verschlüsselung, d.h. der Festlegung der Merkmale auf der Karte im Hinblick auf ihre spätere Auswertung. In diesem Zusammenhang propagiert Ruston u.a. einen «numerischen Dreiecksschlüssel» mit dessen Hilfe auf zweireihigen Randlochkarten die Zahlen der Dezimalklassifikation codiert werden können.[38] [Abb. 5]

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Abb. 5: Gekerbte Randlochkarte mit Dreiecksschlüssel nach Ruston

Bei Rustons Aufsatz handelt es sich um den Abdruck eines an der Arbeitstagung des Ausschusses zum Studium von Fragen der Mechanisierung der Dokumentation gehaltenen Vortrags. Der 1951 gegründete Ausschuss wurde von Erich Pietsch, dem späteren Vorsitzenden der DGD, geleitet. Hatte sich die Organisation bislang vor allem auf die drei Bereiche «Reprografie», «Bibliothekswesen« und «Wirtschaftsdokumentation» gekümmert, kam nun als vierter und bald wichtigster Bereich «Mechanisierung der Dokumentation» dazu.[39] In einem Artikel in den Nachrichten für Dokumentation schreibt Pietsch zur Bedeutung einer mechanisierten Dokumentation, dass die bisher gebräuchlichen Methoden an der ständig steigenden Fülle täglicher Veröffentlichungen eine «natürliche Leistungsgrenze» fänden. Man habe sich beim Erfassen und «Gegenwärtigbringen» von Literatur mit neuen Wegen vertraut zu machen: einerseits mit den Verwendungsmöglichkeiten der neuen technischen Hilfsmittel, wie den Lochkarten, andererseits aber auch mit der begrifflichen Seite, die «operationsreif» für diese Hilfsmittel gemacht werden müsse.[40]

Am Gmelin-Instituts für anorganische Chemie, das Pietsch leitete, hatte man bereits 1947 mit Lochkarten experimentiert.[41] Im Rahmen des Ausschusses zur Mechanisierung der Dokumentation galt die besondere Aufmerksamkeit der Entwicklung einer Randlochkarte im Format DIN A5.[42] Um den Sortiervorgang zu beschleunigen wurde in Zusammenarbeit mit der Lochkartenstelle der Max-Planck-Gesellschaft auch ein mechanisch bedienbares Gerät entwickelt, das unter dem Namen «Vielfach-Sortiergerät 209» serienmässig produziert wurde.[43]

Das Gmelin-Institut arbeitete in Fragen der mechanischen Selektion auch mit IBM-Deutschland zusammen.  Die Firma IBM, die direkt auf die von Hermann Hollerith gegründete Tabulating Machine Company zurückgeht, hatte zu diesem Zeitpunkt zwar bereits erste elektromechanische Computer für ballistische Berechnungen für die amerikanische Marine gebaut, ihre Haupttätigkeit lag aber weiterhin auf dem Gebiet standardisierter Lochkarten und deren mechanischer Auswertung. Mittels IBM-Lochkarten und Tabelliermaschinen wurde am Gmelin-Institut eine vollautomatische Dokumentation des zentralen «Sacharchivs» zur anorganischen Chemie verwirklicht und ein eigenes System entwickelt, um chemische Formeln in maschinenlesbarer Form auf Lochkarten zu codieren, so dass es möglich war, nach jeder einzelnen Komponente innerhalb einer chemischen Verbindung getrennt zu suchen. [Abb. 6]

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Abb. 6: IBM-Maschinenlochkarten mit Gmelin-Codierung

Die folgenden Jahre verzeichneten ein stetiges Anwachsen von Artikeln und Publikationen zum Thema. Von der FID wurde ab 1953 eine mehrsprachige Loseblattsammlung Document Reproduction and Selection herausgegeben, wo die verschiedenen erhältlichen Systeme eingehend behandelt werden.[44] Die 1950er Jahre können als die grosse Zeit der Lochkarten-Verfahren in der Dokumentation angesehen werden. Zeugnis vom nach 1951 einsetzenden Anschwellen der Publikationen zum Thema legt eine vom Biologen Martin Scheele 1959 publizierte Bibliografie zu «Lochkartenverfahren in Forschung und Dokumentation» ab. Sie verzeichnet 2000 Titel zum Thema, davon gut die Hälfte in Deutsch.[45]

In der SVD wurde 1944 ein Arbeitsausschuss «Technische Hilfsmittel geistiger Arbeit» eingesetzt.[46] Dieser sollte u. a. eine Übersicht über die vorhandenen technischen Hilfsmittel erarbeiten. An erster Stelle stand dabei das Gebiet der fotografischen Reproduktionstechnik. Aber auch andere solche «technischen Hilfsmittel  geistiger Arbeit», die für Dokumentationszwecke besonders in Frage kommen, sollten vom Ausschuss auf ihre Erprobung und Bewährung in der Praxis geprüft werden. «Insbesondere kommen hier die für mechanische Auswahlverfahren und statistische Zwecke gebauten Maschinen und Apparate in Betracht, wie die Lochkartenmaschinen (z.B. nach dem Hollerith-Verfahren)».[47] Handlochkarten waren dem Ausschuss zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht bekannt. Solche wurden im Rahmen der SVD erstmals 1959 an einer Arbeitstagung thematisiert. Die Tagung trug den Titel «Die rationelle Anwendung von Karteien für die Dokumentation in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung». Heinrich Zschokke vom Literaturbüro der Firma Wander in Bern führte dabei in das Thema «Schlitzloch- und Sichtlochkarteien» ein.[48] Er betonte dabei, dass es bei einer dezentralisierten Auswertung von Literatur darum ginge, eine möglichst einfache und raumsparende Kartei einzurichten. Wenn ein Sachgebiet nur nach wenigen Gesichtspunkten hin bearbeitet werden müsse, erfülle dabei eine herkömmlichen Steilkartei absolut ihren Zweck.[49] Wenn aber «Literaturmaterial» nach sehr vielen Gesichtspunkten aufzugliedern sei und weniger häufige, aber immer wieder andere Fragestellungen zu erwarten seien, dann sei die manuelle Lochkarte – weil vieldimensional – ein zweckmässiges Hilfsmittel.[50]

Das System der Randlochkartei wurde von Giorgio Attinger von der Gesellschaft für Betriebsorganisation vorgestellt.[51] Attinger bemerkt in diesem Zusammenhang, dass es «geraume Zeit» gedauert habe, bis das System der Randlochkartei den Weg in die Schweiz gefunden habe. Seines Wissens sei es die Firma Brown Boverie & Cie in Baden gewesen, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als erste in der Schweiz zu Zwecken der Dokumentation Randlochkarten eingeführt habe.[52] In seiner Übersicht zum Stand der Dokumentationsbewegung in der Schweiz spricht 1965 der damalige SVD-Sekretär Ernst Rickli auch über die geringe Resonanz der Randlochkarte in der Schweiz. Diese hätte nur langsam Eingang in die Dokumentation gefunden. Und auch wenn es um 1955 kurzzeitig so geschienen habe, als ob sie aufholen werde, sei der Randlochkarte aber auch längerfristig in er Schweiz kein Erfolg beschieden gewesen.[53] Es sei vor allem die Notwendigkeit, im Voraus eine Verschlüsselung der aufkommenden Begriffe ausarbeiten zu müssen sowie die Erfahrung, dass die Leser/innen für das Aussuchen der gewünschten Literatur grundsätzlich die Hilfe des Bibliothekspersonals benötigten, gewesen, die dem Erfolg im Weg gestanden habe. Gegenwärtig seien Randlochkarteien nur noch in wenigen Dokumentationsstellen der Schweiz im Einsatz.[54]

Nachhaltigeren Anklang fand die Sichtlochkarte, die weniger Anforderungen an Bearbeiter und Literatursuchende stellt und insbesondere keiner komplizierte Verschlüsselung bedarf. Sie wurde sowohl als Hauptkartei, d.h. ausschließliche Sachkartei in Schlagwortordnung eingesetzt als auch als ergänzendes Informationsmittel für Sondergebiete mit häufigen Begriffskombinationen.[55]

Zur Bewältigung grosser Dokumentationen habe auch die Maschinenlochkarte Eingang gefunden. Allerdings gäbe es in der Schweiz nur wenige Betriebe, wo der Anfall der Literatur so gross und ihr Inhalt so vielseitig sei, dass sich diese Lösung wirtschaftlich rechtfertigte.[56] Insbesondere der von Rickli angesprochene Punkt der Verschlüsselung blieb ein Hauptproblem der Lochkartenverfahren in der Dokumentation. Die intellektuelle Arbeit der Zuordnung und Codierung von Deskriptoren liess sich im Gegensatz zur Selektion unter den gegebenen Umständen nicht automatisieren und blieb ein äusserst anspruchsvolles Unterfangen das einer breite Verwendung dieser Verfahren verunmöglichte.

Informationswissenschaft in historischer Perspektive

Das Aufkommen der Computertechnologie führte um 1970 führte zu einem verstärkten gesellschaftlichen Interesse an Fragen nach dem Umgang mit Information. Zusammen mit einer zunehmenden Bedeutung technischer Fragen in der Dokumentation führte dies zu einer Neudefinition des Gebiets als «Informationswissenschaften».[57] Einen entscheidenden Schub hatte der Bereich zuvor im Nachhall des «Sputnik-Schocks» erfahren. Ein Bericht an den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, der sogenannte Weinberg-Report, forderte eine deutliche Verbesserung der Informationsvermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Politik in der BRD, wo die Informationswissenschaften mit dem Ziel des Ausbaus und der Professionalisierung des Bereichs auf Universitäts- und Fachhochschulebene institutionalisiert wurde.[58] 1972 erschien mit den Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation das erste deutschsprachige Lehrbuch für dieses Gebiet.[59]

Nachdem Hand- und auch Maschinenlochkarten mit der Einführung neuer Speichermedien wie Magnetbändern und zuletzt Magnetplattenspeichern aus der aktuellen Fachdiskussion Ende der 1960er Jahre bereits weitgehend verschwunden waren, wurde im Kapitel «Speichermedien» der Grundlagen insbesondere die Handlochkarte ausführlich behandelt.[60] Auch wenn man vielleicht geneigt sei, die Handlochkarte in die Pionierzeit der Dokumentation zu verweisen, so der Autor, müsse dem breiten Spektrum an Dokumentationsaufgaben ein angemessenes Spektrum an Hilfsmitteln gegenüberstehen. Wobei der Handlochkarte weiterhin eine nicht unbedeutende Rolle zu. Erst der Artikel zum Thema «Speicherung» in der vierten Auflage der Grundlagen 1997 thematisiert Lochkartenverfahren ausschliesslich in historischer Perspektive. Ihre Erwähnung wird damit begründet, dass sie über viele Jahre hin die wichtigsten Arbeitsinstrumente der Literaturdokumentation gewesen seien und für die Entwicklung der dafür notwendigen Ordnungssysteme auch heute noch als beispielhaft angesehen werden könnten.[61] Es war also offenbar erst die flächendeckende Durchsetzung des Personal Computers in den 1990er Jahren, welche die Lochkartenverfahren aus dem Dokumentationsalltag verdrängte.

Mitte der 1990er Jahre begann sich auch erstmals eine Betrachtungsweise auf die Informationswissenschaft und ihre Praxen zu etablieren, welche diese in ihrer Geschichtlichkeit zu begreifen suchte.[62] In Amerika  erschienen die ersten historischen Sondernummern informationswissenschaftlicher Fachzeitschriften, sowie selbständige Publikationen zu Einzelfragen einer Geschichte der Informationswissenschaft, welche einen deutlich weiteren Forschungshorizont aufwiesen, als die wenigen bisherigen Arbeiten zu diesem Bereich. Eine wichtige Wegmarke auf dem Weg zur akademischen Anerkennung einer Geschichte der Informationswissenschaft als eigenständigem Forschungsfeld, war die 1998 mit internationaler Beteiligung in Pittsburgh abgehaltenen erste grosse Konferenz zur Geschichte wissenschaftlicher Informationssysteme.[63] Die seither stetig wachsende Anzahl von Publikationen zu entsprechenden Fragen blieb bislang allerdings mit wenigen Ausnahmen auf den englischen Sprachraum beschränkt. So ist beispielsweise die europäische Dokumentationsbewegung nach 1945 und ihre Rolle im Prozess der gesellschaftlichen Informatisierung bisher kaum erforscht.

Eine zeitgenössische wissenschaftshistorische Perspektive begreift «Wissen» als immer in konkrete Materialisierungsprozesse eingebunden. Die Lochkarte als Hilfsmittel der Dokumentation erscheint so als ein «Übergangsobjekt» zwischen einer Kultur bibliothekarischer Sacherschliessung und eines Information Retrievals, wie es als computergestützte Suche im Internet unser Verständnis der Welt entscheidend mitbestimmt.

Philipp Messner, 2011

Entstanden als Qualifikationsarbeit im Rahmen des Weiterbildungsprogramms in Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft (MAS ALIS) an der Universität Bern.

 

[1] Krajewski, Markus: «In Formation: Aufstieg und Fall der Tabelle als Paradigma der Datenverarbeitung», in: Nach Feierabend, 2007, Nr. 3, S. 37–55.

[2] Vgl. auch: Dotzler, Bernhard J.: «Die Schaltbarkeit der Welt: Herman Hollerith und die Archäologie der Medien», in: Andriopoulos, Stefan, Dotzler, Bernhard J. (Hgg.), 1929: Beiträge zur Archäologie der Medien, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2002, S. 288–315.

[3] Vgl.: Porstmann, Walter: Karteikunde: Das Handbuch der Karteitechnik, Stuttgart: Verlag für Wirtschaft und Verkehr 1928, S. 318.

[4] Vgl.: Krajewski (2007), S. 40.

[5] Vgl.: Jochum, Uwe: Kleine Bibliotheksgeschichte, Stuttgart: Reclam 2007, S. 133–150.

[6] Porstmann (1928), S. 256f.

[7] Vgl.: Deutsche Hollerith Maschinen Gesellschaft (Hg.): Festschrift zur 25-Jahrfeier der Deutschen Hollerith Maschinen Gesellschaft, Berlin-Lichterfelde: Selbstverlag 1935, S. 54f.

[8] Vgl.: Oberliesen, Rolf: Information, Daten und Signale: Geschichte technischer Informationsverarbeitung, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1982, S. 112–115.

[9] Vgl: Ebd., S. 112.

[10] Vgl.: Krajewski (2007), S. 43.

[11] Vgl.: Deutsche Hollerith Maschinen Gesellschaft, S. 53.

[12] Vgl.: Predeek, Albert: Die mechanische Herstellung und Auswertung des technisch-wissenschaftlichen Literaturnachweises, Purmerend: NIDER, 1930, S. 4.

[13] Vgl.: Rieger, Stefan: «Arbeit an sich: Dispositive der Selbstsorge in der Moderne», in: Bröcklin, Ulrich, Horn, Eva (Hgg.), Anthropologie der Arbeit, Tübingen: Narr 2002, S. 79–96, S. 82–88.

[14] Vgl.: Predeek (1930), S. 5.

[15] Ebd.

[16] Vgl.: Manecke, Hans-Jürgen: «Klassifikation, Klassieren», in: Kuhlen, Rainer et al. (Hg.), Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation, München: Saur 5.Aufl. 2004, Bd. 1, S. 127–140, S. 130.

[17] Vgl.: Otlet, Paul: L’Organisation systématique de la documentation et le développement de l’Institut International de Bibliographie, Bruxelles: Institut International de Bibliographie, 1907.

[18] An diesem Punkt muss auch Peter Haber widersprochen werden, wenn er der «dokumentalistischen» Informationswissenschaft der späten 1950er Jahre eine ungebrochene Vorliebe für zentralistische Ansätze unterstellt. Siehe: Haber, Peter: Digital Past: Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter, München: Oldenbourg 2011, S. 67.

[19] Die FID, 1986 in Fédération Internationale d’Information et de Documentation umbenannt, löste sich im Jahr 2002 weitgehend unbemerkt auf.

[20] Vgl.: Eppelsheimer, Hanns Wilhelm: «Die Dokumentation als Organisation geistiger Arbeit», in: Nachrichten für Dokumentation 1 (1950), Nr. 1, S. 4–6, S. 5.

[21] Vgl.: Ebd.

[22] Vgl.: Behrends, Elke: Technisch-wissenschaftliche Dokumentation in Deutschland von 1900 bis 1945, Wiesbaden: Harrassowitz 1995, S. 212–228; 1998 erfolgte die Umbenennung der DGD in Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI).

[23] Vgl.: Rayward, W. Boyd: The Universe of Information: The Work of Paul Otlet for Documentation and International Organisation, Moskau: All-Union Institute for Scientific and Technical Information 1975, S. 73.

[24] Vgl.: Janicki, Wjatscheslaw: «The Present State and Future Development of Documentation in Switzerland», in: Proceedings of the British Society for International Bibliography 7 (1946), S. 1725; 2008 fusionierte die SVD mit dem Verband der Bibliotheken und der Bibliothekarinnen/Bibliothekare der Schweiz (BBS) zum Fachverband Bibliothek Information Schweiz (BIS).

[25] Vgl.: Hanauer, Julius: «Das ‹Institut International de Bibliographie› in Brüssel», in: Der Belfried, 1917, Nr. 1, S. 233–236, S. 235.

[26] Porstmann (1928), S. 254f.

[27] Vgl.: Kuhlen (2004), Bd. 2.

[28] Vgl.: Ebd., S. 42.

[29] Vgl.: Anzeige, in: Merkur: Moderne Büro-Maschinen: Kurze Beschreibung der wichtigsten 104 in der Schweiz erhältlichen Büro-Maschinen, Zürich: Organisator 1930, S. 23. [PDF]

[30] Ebd.

[31] Vgl.: Kilgour, Frederick G.: «Origins of Coordinate Searching», in: Journal of the American Society for Information Science 48 (1997), Nr. 4, S. 340–348, S. 340.

[32] Vgl.: Ebd., S. 342.

[33] Vgl.: Kuhlen (2004), S. 47.

[34] Vgl.: Manecke (2004), S. 129.

[35] Vgl.: Kilgour (1997), S. 343.

[36] Casey, Robert S., Perry, James W.: Punched Cards: Their Application to Science and Industry, New York: Reinhold 1951.

[37] Ruston, W. R.: «Die Randlochkarte als Hilfsmittel für die wissenschaftliche Dokumentation», in: Nachrichten für Dokumentation 3 (1952), Nr. 1, S. 5–12.

[38] Vgl.: Ebd. S. 6.

[39] Vgl.: Arntz, Helmut: «DGD: Gründung nach Aktenlage», in: Deutsche Gesellschaft für Dokumentation (Hg.): 40 Jahre DGD – Perspektive Information, Frankfurt am Main: Selbstverlag 1989, S. 25–37, S. 36.

[40] Vgl.: Pietsch, Erich: «Mechanisierte Dokumentation  ihre Bedeutung für die Ökonomie der geistigen Arbeit», in: Nachrichten für Dokumentation 3 (1952), Nr. 1, S. 3–5, S. 4.

[41] Vgl.: Hapke, Thomas: «Erich Pietsch: International Connections of a German Pioneer in Information Science», in: Rayward, W. Boyd & Bowden, Mary Ellen (Hg.), The History and Heritage of Scientific and Technological Information Systems, Medford: Information Today 2004, S. 327–338, S. 330.

[42] Vgl.: Pietsch, Erich: «Jahresbericht 1952 über die Arbeiten des Ausschusses zur Mechanisierung der Dokumentation», in: Nachrichten für Dokumentation 3 (1952), Nr. 4, S. 200–203, S. 201.

[43] Vgl.: Ebd; Beim Leiter dieser Lochkartenstelle handelte es sich um Willy Heimerdinger, dem vormalige Leiter des «Maschinellen Berichtswesens» beim Oberkommando der Luftwaffe.

[44] Fédération Internationale de Documentation (Hg.): Manual on Document Reproduction and  Selection, Den Haag: FID 1953–1960 (Loseblattsammlung).

[45] Scheele, Martin: Literatur über Lochkartenverfahren: Eine vermittels Sichtlochkarten aufgeschlüsselte Bibliographie über Lochkarten und die mit ihrer Anwendung zusammenhängenden Fragen, Schlitz/Hessen: Guntrum 1959.

[46] [Schweizerische Vereinigung für Dokumentation]: «Generalversammlung der Schweizerischen Vereinigung für Dokumentation in Vevey», in: FID Communicationes 11 (1944), Fasc. 2/4, S. 24–31, S. 30.

[47] Ebd.

[48] Zschokke, Heinrich: «Schlitzloch- und Sichtlochkarteien», in: Schweizerische Vereinigung für Dokumentation (Hg.), Die rationelle Anwendung von Karteien für die Dokumentation in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung: Referate, gehalten an der Arbeitstagung vom 29. Januar 1959 in Zürich, Bern: SVD 1959, S. 25–27.

[49] Vgl.: Ebd. S. 25.

[50] Vgl.: Ebd.

[51] Attinger, Giorgio: «Randlochkarteien», in: SVD (1959), S. 21–24.

[52] Ebd., S. 21.

[53] Vgl.: Rickli, Ernst: «Die Dokumentation in der Schweiz», in: Nachrichten für Dokumentation 16 (1965), Nr. 4, S. 188–193, S. 190.

[54] Vgl.: Ebd.

[55] Ebd., S. 191.

[56] Vgl.: Ebd.

[57] Vgl.: Kunz, Werner, Rittel, Horst: Die Informationswissenschaften: Ihre Ansätze, Probleme, Methoden und ihr Ausbau in der Bundesrepublik Deutschland, München: Oldenbourg 1972; Des Weiteren hatte der Begriff «Dokumentation» zu diesem Zeitpunkt auch auf den Bereich der Alltagssprache übergegriffen und war deshalb als Fachbezeichnung zunehmend problematisch geworden.

[58] Vgl.: Seeger, Thomas: «Der Weinberg-Bericht von 1963: Ein deutscher Rückblick nach 40 Jahren», in: Information – Wissenschaft & Praxis 54 (2003), S. 95–98.

[59] Laisiepen, Klaus, Lutterbeck et al. (Hg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation, München-Pullach: Dokumentation 1. Aufl. 1972.

[60] Ebd., S. 361–402.

[61] Vgl.: Laux, Wolfrudolf: «Speicherung», in: Kuhlen, Rainer et al. (Hg.), Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation, München: 4. Aufl. Saur 1997, S. 208–220, S. 208.

[62] Vgl.: Burke, Colin: «History of Information Science», in: Annual Review of Information Science and Technology 41 (2007), S. 3–54, S. 3ff.

[63] Conference on the History and Heritage of Science Information Systems, Pittsburgh 23.–25.10.1998.